Konnte Ihr Kind die Einschulung kaum abwarten, so erkennen sie es bald nicht mehr wieder. Ihr Kind schlurft immer lustloser in die Schule, die ersten schlechten Beurteilungen treffen ein...

 

 

"Schule ist sooo dooof", stöhnt Ihr I-Dötzchen und rollt genervt mit den Augen.

 

 

"Das kann ja heiter werden", denken Sie erschrocken. Schließlich herrscht Schulpflicht. Ihr Kind m u s s  zur Schule gehen. Und zwar mindestens 10 Jahre lang. 

 

 

Daher ist jetzt Ihre Motivationsarbeit gefragt. Gemeinsam macht Schule bestimmt mehr Spaß. Betont munter und aufgeschlossen beugen Sie sich also über die Hausaufgaben Ihres genervten I-Dötzchens. Ihr Kind gähnt und Sie wundern sich, als Sie die Aufgaben sichten.

 

 

Was Ihnen entgegenspringt, ist nämlich keineswegs "sooooo doof". Im Gegenteil. Die Unterlagen sind reich bebildert und sehr ansprechend gestaltet. Und die Lehrziele wirken auch überzeugend. Kurz gesagt: Sie haben auch nicht das Gefühl, dass Ihrem Kind in der Schule "dummes Zeug" abverlangt wird. Also liegt es nicht an den Unterlagen, sondern an Ihrem Kind. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Dieser Frage wollen Sie jetzt nachgehen.

 

 

Was Sie bei Ihrer weiteren Recherche finden, beunruhigt Sie immer mehr. Die akkuraten und pädagogisch wertvollen Schulunterlagen stehen nämlich im elementaren Widerspruch zu den Leistungen Ihres Kindes. Schon das Hausaufgebenheft ist eine einzige "Zumutung". Lückenhaft und die Schrift kaum zu entziffern. Mit einer Menge an Eselsohren, die für eine ganze Eselkarawane ausreichen würde. Aber es kommt noch schlimmer: Unter den Büchern finden Sie im Ranzen einen "Bodesatz" an unbearbeiteten Blättern, die sie erst einmal mit dem Bügeleisen glätten müssen, um den Inhalt entziffern zu können. Ihr Kind hatte offenbar nicht einmal Lust, diese Blätter in die Mappe einzuheften. Was ist bloß los mit Ihrem I-Dötzchen? Warum verweigert es sich so konsequent?

 

Mit dieser Frage wenden Sie sich an die Lehrkraft. Die ist wirklich froh, dass Sie zum Gespräch erscheinen. Denn Ihr Kind gähnt nicht nur und verweigert die Mitarbeit. Nein, was die Lehkraft zu berichten weiß, lässt Sie endgültig aufschrecken: Ihr Kind stört sogar aktiv den Unterricht und behindert die anderen beim Lernen. Als Störenfried hat es daher keine Freunde in der Klasse. Das geht doch wirklich nicht. Die Lehrerin sieht Sie streng an und rät Ihnen an, ganz dringend, die Sozialkontakte Ihres Kindes zu fördern.

 

 

Natürlich wollen Sie diesen Rat sofort umsetzen. Sie eilen nach Hause und überraschen Ihr Kind mit der guten Nachricht: "Am Wochenende geben wir eine Grillparty für Deine Klassenkameraden."

 

 

Doch Ihr Kind winkt ab. "Oooooch nöööö", seufzt es und spielt lieber mit den Geschwistern und Nachbarkindern.

 

"Grillparty doof?" Sie verstehen die Welt nicht mehr. Während Sie im Dunklen tappen, gerät Ihr Kind immer weiter in die schulische Klemme. Es muss eine Erklärung geben für die Lustlosigkeit Ihres Kindes. Bloß welche?

 

Der Gedanke liegt nahe: "Ihr Kind ist überfordert in der Schule.

Es zieht sich zurück, weil es nicht mitreden kann. Aufgrund der schlechten Leistungen Ihres Kindes sind Sie sich bald einig mit der Lehrerin. Eine freiwillige Rückversetzung könnte die Lösung sein."

 

 

Liebe Eltern: So ähnlich könnte das Szenario aussehen. Jedes Kind ist anders. Also ist dies nur ein Beispiel, wie es ablaufen

k ö n n t e.

 

Bevor Sie einer freiwilligen Rückversetzung zustimmen, überlegen Sie folgendes, damit Sie das Richtige tun:

 

In jeder Schule gibt es Kinder, die mit dem Lerntempo der Klasse nicht zurecht kommen. Geht man von einer symmetrischen Wahrscheinlichkeitsverteilung aus, so muss es in dieser Schülergruppe genau so viele unter-  wie überforderte Kinder geben. Das Schulsystem ist aber mehr ausgerichtet auf das Erkennen und Fördern der lernschwachen Schülergruppe.

 

Das unterforderte Kind hingegen bleibt häufig unerkannt und ungefördert. Oft wird es verwechselt mit einem lernschwachen Schüler. Denn das unterforderte Kind kann dieselben Probleme aufweisen wie das überforderte Kind: Mangelnde Beteiligung am Unterricht bis hin zu regelrechtem Verstummen, oder auch aktives Stören des Unterrichts, soziale Isolation, schlechte Noten... Oft ist die Versetzung in die nächste Klasse oder die Empfehlung für die weiterführende Schule gefährdet.

 

Wenn ein unterfordertes Kind „sitzen bleibt“ oder in eine Klasse mit lernschwachen Schülern wechselt, ist das ungefähr so sinnvoll, als ob man Feuer mit Benzin löschen würde. Da die Langeweile bei dem Kind zunimmt, werden auch die Probleme nicht abnehmen, sondern zunehmen. Deshalb ist es notwendig, dass Sie als Eltern genau hinschauen, um herauszufinden, warum Ihr Kind mit dem Lerntempo der Klasse nicht zurecht kommt.

 

Kann es vielleicht sein, dass Ihr Schulverweigerer, Störenfried, Zappelphillipp, Außenseiter und 5-en Schreiber allem Anschein zum Trotz gar nicht überfordert, sondern unterfordert ist?

 

Hinweise könnten folgende Fragen geben:

 

Wie schwer fällt es Ihrem Kind, in der Schule nach einer längeren Krankheit und Abwesenheit den verpassten Stoff aufzuholen?

 

Sucht Ihr Kind überwiegend Kontakt zu älteren

Kindern bzw. zu Erwachsenen?

 

Beantwortet die Lehrerin viele Fragen Ihres Kindes mit dem Satz: „Das kommt erst in der nächsten Klasse dran?“

Reagiert Ihr Kind "allergisch" auf Wiederholungen?

 

Füllt Ihr Kind die Rechenaufgaben ohne zu rechnen aus, indem es das logische Schema der Aufgabenblöcke sofort durchschaut?

 

Bearbeitet Ihr Kind Aufgaben falsch, indem es sich eigene Aufgabenstellungen ausdenkt, die gar nicht verlangt sind?

Überarbeitet Ihr Kind beispielsweise vorgegebene Texte inhaltlich, obwohl nur die formale Kommasetzung gefragt ist?

Fataler Weise wird das unterforderte Kind dafür die Note 5 bekommen, da ja das Thema verfehlt wurde.

 

Schauen Sie also genau auf die Ursache der schlechten Noten, um Ihrem kleinen Schulverweigerer zu helfen.

 

Nicht immer können Sie damit rechnen, bei Lehrern auf offene Ohren zu stoßen. „Waaaas, unterfordert? Bei d e n schlechten Noten? Das kann ja gar nicht sein!“

 

Dann bleibt immer noch der Weg zum schulpsychologischen Dienst, der im Zweifel einen Intelligenztest durchführt, um Ihrem Kind helfen zu können. Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass Ihr Sorgenkind unterfordert ist, dann sind Sie wahrscheinlich erst einmal erleichtert. Endlich wissen Sie, was los ist und können handeln. 

 

Nur wie? In Ihre Erleichterung mischt sich bald Bestürzung über mangelnde Fördermöglichkeiten. Oft bleibt nämlich nur das Überspringen einer Klasse als Lösung übrig. Damit haben Sie als Eltern die Aufgabe, Ihrem Sorgenkind den Schulstoff eines gesamten Schuljahres in Eigenregie zu vermitteln.... Eine große Verantwortung, die Sie ganz alleine tragen müssen. Da dieser Weg so drastisch ist, nagt der Zweifel an Ihnen: "Ist das die richtig Entscheidung für mein Kind?"

 

Eventuell fühlen Sie sich von Ihrem sozialen Umfeld kritisch beäugt und abgelehnt als über-ehrgeizige Eltern, das ihrem Kind zu viel abverlangen, weil sie eigene unerfüllte Wünsche auf das Kind übertragen etc.

 

Die neuen Klassenkameraden werden auch nicht alle begeistert davon sein, einen „Streber“ in die Klasse zu bekommen, der alles besser weiß und in kürzerer Zeit schafft als sie selbst. Unter Umständen kann ein Schulwechsel eine Lösung, sein, um einen vollständigen Neustart „hinzulegen“ und Ihrem Kind die Möglichkeit zu geben, einfach nur „der Neue“ anstatt „ der Streber“ zu sein. Ein Schulwechsel ist natürlich ein noch drastischerer Schritt. Ihre Zweifel werden daher immer größer.

Doch Ihr Kind braucht Ihre Entscheidung und Ihre Unterstützung! Denn es gerät schulisch immer mehr ins Trudeln und droht eine Bruchlandung hinzulegen. Eine schwierige Situation.

 

Vielleicht hilft es Ihnen, sich hier mit anderen Eltern auszutauschen, die sich in einer vergleichbaren Situation befinden. Erzählen Sie uns von Ihrem Kind. Wir freuen uns sehr darüber.

 

Liebe Grüße

Ihr Schmoekerkinder.de -Team