Hund beim Zahnarzt

Au weia. Niklas hat riesengroße Angst vor dem Zahnarzt. Doch es hilft nichts. Heute muss sein Milchzahn gezogen werden. Am liebsten würde Niklas sich davor drücken. Aber das geht nicht. Schließlich ist er ein ganzer Kerl und keine Memme. Unterstützt von seinem übermütigen Hund Wuschel macht sich Niklas auf den Weg zum Arzt und... erfährt, was wahrer Heldenmut ist. 

 


Die ganze Geschichte:

Niklas sitzt am Mittagstisch. Heute gibt es
Spagetti. „Hmm, lecker.“ Niklas hat einen
Riesenappetit. Spagetti sind nämlich sein
Lieblingsgericht.
Da fällt Niklas Blick auf den Kalender. „Zahnarzt“
steht da. „Au weia“, ächzt Niklas. „Das darf doch
nicht wahr sein.“ Auf einmal hat Niklas gar keinen
Appetit mehr. Er schiebt seinen Teller weg. Ihn
ist richtig schlecht.

Niklas weiß: Einer seiner Milchzähne soll
gezogen werden. Weil Niklas kein kleines Kind
mehr ist und ihm deshalb neue Zähne wachsen.
Deshalb müssen die Milchzähne ausfallen. Doch
bei einem seiner Milchzähne klappt das nicht. Es
steht immer noch auf seinem Platz. Dem Arzt
gefällt das gar nicht. Er will den störrischen
Milchzahn mit einer Zange herausziehen. Und
zwar genau heute! So steht es im Kalender.

Niklas fühlt, dass ihm vor Schreck die Knie weich
werden. Verzweifelt wackelt er an seinem
störrischen Milchzahn. Vielleicht ist er ja doch
schon ein bisschen locker. Niklas versucht es. Er
drückt und zieht. Er rüttelt und zerrt. Doch da ist
nichts zu machen. Der Zahn ist kein bisschen
locker. Im Gegenteil. Er sitzt felsenfest.

Die Mutter sieht Niklas erstaunt an: „ Hast du
keinen Hunger?“, fragt sie besorgt. „Es ist doch
dein Lieblingsgericht. Du bist doch nicht krank.
oder?“
Schnell schüttelt Niklas den Kopf. „ Alles
bestens“, murmelt er und zieht den Teller wieder
zu sich heran. Weil er doch ein ganzer Kerl ist.
Und keine Memme, die vor dem Zahnarzt Angst
hat. Tapfer würgt Niklas sein Lieblingsessen
herunter. Bissen für Bissen. Niklas kaut eine
halbe Ewigkeit. Sein Lieblingsessen schmeckt
wie Stroh. Und liegt wie ein Stein im Magen. Der
scheint vor Aufregung auf und ab zu hüpfen.

Nur gut, dass die Mutter nichts von seiner Angst
bemerkt. Sie sitzt seelenruhig am Mittagstisch.
„Zum Nachtisch gibt es Vanilleeis mit Kirschen“,
lächelt sie freundlich.

Doch Niklas schüttelt den Kopf. „Vielleicht nach
dem Zahnarzt“, murmelt er beklommen.
Mutter schaut auf die Uhr.
„Du hast Recht“, nickt sie. „Am besten wir gehen
gleich los. Sonst kommen wir noch zu spät.“

Mutter und Niklas ziehen sich Schuhe und Jacke
an. Das bleibt nicht unbemerkt.

Wuschel springt freudig bellend herbei. Seine
Augen leuchten begeistert. „Wuff“, macht er
erwartungsvoll. „Wuff, wuff.“ „Toll, dass wir
spazieren gehen“, heißt das.

Mutter legt Wuschel die Leine an und öffnet die
Haustür. Wie der Wind fegt Wuschel nach
draußen.
„Halt, halt“, lacht Mutter. „Nicht so stürmisch.“

Doch Wuschel ist nicht zu bremsen. Auf dem
Weg zum Zahnarzt hat Mutter Mühe, die Leine
festzuhalten. Wuschel kann es gar nicht schnell
genug gehen. Mit aller Kraft zerrt er deshalb an
der Leine - in Richtung Zahnarztpraxis.

Niklas hat es derweil kein bisschen eilig. Er wird
immer langsamer. Mit hängendem Kopf trottet er
hinter Mutter und Wuschel her. Seine Knie sind
weich. Seine Hände sind schweißnass. In seinen
Hals steckt ein dicker Kloß. „Wuschel hat es gut“,
denkt Niklas – mit einem Blick auf seinen
ausgelassenen Hund. „Weil er nicht zum
Zahnarzt muss.“ Jetzt bleibt Niklas stehen. Er will
etwas Zeit gewinnen. Umständlich sucht er nach
einem Taschentuch und putzt er sich ausgiebig
die Nase. Als er wieder aufsieht, ist er allein.
„Nanu?“, staunt Niklas. „Wo sind denn Mutter
und Wuschel geblieben? Die können doch nicht
verschwunden sein.“
Niklas sieht sich um. Sicherlich wird er die beiden
gleich entdecken. Doch so sehr sich Niklas auch
umsieht, keine Spur von Mutter und Wuschel. Sie
sind wie vom Erdboden verschluckt.

Plötzlich hört Niklas Mutters Stimme.
„Hier sind wir“, ruft sie und steckt den Kopf aus
einem Haus, das nicht die Zahnarztpraxis ist.

Niklas reibt sich erstaunt die Augen. An dem
Haus hängt ein goldenes Schild. „Tierzahnarzt“
steht darauf.
Von drinnen hört Niklas Wuschels übermutiges
Bellen – so laut, dass es bis auf die Straße hallt.