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Wenn die beiden besten Freundinnen hinter dem eigenen Rücken tuscheln und kichern, tut das weh. Auch wenn die beiden es nur gut meinen. Weil sie eine Geburtstagsüberraschung vorbereiten.

Doch sollte man den beiden das sagen? Schließlich geben sie sich so viel Mühe und könnten gekränkt sein.

 

 


Die ganze Geschichte:

Lea und Anna sind meine Freundinnen. Wir machen alles zusammen. Aber seit ein paar Wochen nicht mehr. Seit ein paar Wochen sind Lea und Anna nämlich ganz komisch. In der Schule stecken sie die Köpfe zusammen und tuscheln. Nachmittags haben sie keine Zeit mehr zum Spielen.

"Was ist bloß los? Habe die beiden mich nicht mehr gern?" Ich muss es wissen. In der großen Pause nehme ich meinen Mut zusammen und gehe zu ihnen rüber.
Lea und Anna haben sich untergehakt. Sie kichern. „Psst“, macht Anna und legt den Finger auf ihre Lippen. Lea blickt verstohlen in meine Richtung.
Lachen die beiden mich etwa aus? Das ist ganz gemein. „Ich möchte mal wissen, was so lustig ist“, fauche ich gekränkt und stampfe mit dem Fuß auf.
„Das...äh...ist ein Geheimnis“, sagt Lea. Und macht ein verschlossenes Gesicht. „Davon darfst du nichts wissen.“
Anna nickt dazu und strahlt. Als wäre alles in Ordnung. Dabei hatten wir noch nie Geheimnisse voreinander. Weil beste Freundinnen sich immer alles sagen. Doch das haben die beiden wohl vergessen.
„Komm mit“, sagt Lea zu Anna. Hand in Hand laufen die beiden weg. Und lassen mich einfach stehen. Dabei ist das die letzte große Pause vor dem Wochenende. Da haben wir keine Schule. Und auch keine große Pause zum Versöhnen. Stattdessen habe ich Geburtstag. Aber das wissen die beiden natürlich nicht. Weil ich schon seit Wochen die Einladungskarten mit mir herumtrage. Ohne sie abzugeben.
„Damit ihr es nur wisst“, brülle ich Lea und Anna hinterher. „Ich habe auch ein Geheimnis vor euch!“
Zu blöd, dass die beiden mich nicht mehr hören. Weil sie schon weit weg sind. Ich bin so wütend, dass ich irgendetwas tun muss. Irgendetwas richtig Gemeines. Deshalb nehme ich die Einladungen aus meiner Tasche und zerreiße sie in klitzekleine Fitzelchen. Die schmeiße ich ins Mädchenklo. Als die Wasserspülung rauscht, fühle im mich besser.
„So!“, sage ich. „Von meinem Geburtstag erfahren die beiden dummen Gänse nichts!“

Am Samstag ist es dann soweit. Ich werde ein Jahr älter. Mama hat eine Schokoladentorte gebacken.
„Sicher sind deine Freundinnen gleich da“, sagt sie. Und legt die Gedecke auf.
Ich setze mich an den Geburtstagstisch. „Lea und Anna kommen nicht“, verkünde ich. Und verschränke die Arme vor der Brust.
„Sooo?“, Mama macht ein überraschtes Gesicht.
„Nein“, sage ich, „Und deshalb essen wir den ganzen Kuchen allein. Ohne Lea und Anna“.
Mama lacht. „Ich glaube kaum, dass wir das schaffen“, zweifelt sie.
„Klar schaffen wir das“, sage ich trotzig. Und fange an, Kuchen in mich hineinzustopfen. Obwohl ich eigentlich einen Kloß im Hals habe und kein bisschen hungrig bin. Trotzdem würge ich drei Stücke Kuchen herunter.
„Gut, dass Lea und Anna nicht da sind!“, nuschele ich mit vollem Mund. „Die würden mir nur alles wegfuttern.“

Es klingelt. Ich halte mir den vollen Bauch. Ächzend wanke ich zur Tür und öffne. Was ich dann sehe, kann ich kaum glauben. Draußen stehen Lea und Anna. Obwohl das gar nicht sein kann. Weil ihre Einladungen im Klo liegen. Und weil wir keine  Freundinnen mehr sind. Ungläubig starre ich die beiden an. Mit dem Handrücken wische ich mir einige Krümel aus dem Gesicht.
„Was wollt ihr denn hier?“, frage ich unfreundlich.
„Na, was wohl?“ Die beiden strahlen mich an. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, rufen sie.
„Ihr wisst, dass ich Geburtstag habe?“, staune ich.
„Na klar, Ehrensache“, rufen Lea und Anna wie aus einem Munde. Und strecken mir einen zugedeckten Korb entgegen.
„Für mich?", frage ich verdattert.
Anna und Lea nicken. Sie stoßen sich gegenseitig an. Und kichern wie verrückt. „Sieh schon nach“, drängen sie.
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Schnell ziehe ich das Tuch weg. Und schnappe nach Luft. Da sitzt ein Katzenkind! Und was für eins. Es sieht aus wie die Katze von Anna. Nur noch süßer. Was eigentlich gar nicht geht. Weil Annas Katze die Süßeste auf der ganzen Welt ist.
„Vor ein paar Wochen hat unsere Minka Junge bekommen“, erklärt Anna.
„Junge? Vor ein paar Wochen? Davon weiß ich ja gar nichts“, staune ich.
„Natürlich nicht“, lacht Lea stolz. „Weil wir dichtgehalten haben. Das war ganz schön schwer. Du durftest ja nichts merken. Sonst wäre deine Geburtstagsüberraschung futsch gewesen.“
„Ach soooo.“ Mir fällt ein Stein vom Herzen. „Dann war das also euer Geheimnis! Eine Geburtstagsüberraschung für mich!“
Lea und Anna nicken. „Freust du dich?“


Ende 1:
„Natürlich!“, sage ich. „Ein Katzenkind von Minka ... das ist das tollste Geschenk, das ich je bekommen habe.“
„Ehrlich?“, Anna und Lea strahlen.
„Ja“, nicke ich. Doch dann nehme ich meinen ganzen Mut zusammen. Weil ich noch etwas Wichtiges loswerden will. Auch wenn Anna und Lea dann bestimmt aufhören zu strahlen. Ich hole also tief Luft und sage: „Aber eure Geheimniskrämerei in den letzten Wochen, die hat mir nicht gefallen. Tuscheln, Kichern, Weglaufen. Das alles hat mir richtig weh getan. Weil Freundinnen so was nicht machen.“
Anna und Lea sehen sich betroffen an. Eine Weile ist es still.  
Dann murmelt Anna. „Ach du Schreck. Tut uns leid. Wir haben es doch nur gut gemeint. Weil wir dich überraschen wollten.“
Und Lea fragt unsicher: „Sind wir jetzt keine Freundinnen mehr?“
„Doch!“, sage ich lächelnd. „Sind wir wieder.“ Und dann führe ich meine Freundinnen ins Wohnzimmer. Ganz vorsichtig nehme ich mein Kätzchen auf den Arm. Und streiche über das Fell. Während Anna und Lea sich über die Reste von der Torte hermachen.
„Wie soll deine Katze denn heißen?“, fragt Anna.
„Genau“, sagt Lea. „Hast du dir schon einen Namen überlegt?“
Ich kichere. „Da brauche ich nicht lange zu überlegen“, rufe ich. „Mein Kätzchen bekommt den tollsten Namen überhaupt. Es heißt ... Anna-Lea.“
„Deine Katze soll nach uns heißen?“, staunen Anna und Lea. Ihre Gesichter sind rot vor Freude.
„Na klar“, sage ich. Und meine Katze schnurrt dazu. „Einverstanden!“, soll das heißen.
Da müssen wir lachen. Alle drei zusammen. Lea, Anna und ich.

 

Oder Ende 2:
„Na klar! Wie verrückt!“, jubele ich. Ein Katzenkind von Minka ... woher wusstet ihr?“..., staune ich.
Lea und Anna kichern. „Beste Freundinnen wissen alles voneinander“, platzen Lea und Anna heraus.
„Jedenfalls meistens“, murmele ich.
„Bekommen beste Freundinnen denn auch ein Stück Kuchen?“, wollen Anna und Lea wissen.
„Kuchen? Ach, du Schreck. Ich ...  äh ... habe schon ein bisschen davon genascht“, gestehe ich. Während ich die beiden ins Wohnzimmer führe. Da steht die Geburtstagstorte. Und sieht ziemlich ramponiert aus.
Anna macht runde Augen. “Du hattest aber einen Riesenhunger.“
„Ja“, staunt Lea. „Hunger für drei“.
Anna und Lea starren auf meinen runden Bauch. Sie stupsen sich an und kichern. Doch diesmal bin ich darüber gar nicht böse. Weil ich auch lachen muss. Zuerst nur ein bisschen. Hinter der vorgehaltenen Hand. Und dann immer lauter. Über die Sache mit der Überraschung . Und über mich selbst. Wie konnte ich nur an meinen Freundinnen zweifeln. Und glauben, sie hätten mich nicht mehr gern. Zum Glück wissen die beiden nichts davon.
Anna und Lea sehen mich verdutzt an.
„Ich möchte mal wissen, was so lustig ist“, sagt Anna. Und sieht mich verunsichert an.
„Ja“, schmollt Lea. Und stampft mit dem Fuß auf. „Worüber lachst du so“?
Doch ich schüttele den Kopf. „Das...“, sage ich, „bleibt ein Geheimnis. Das kann ich Euch nicht sagen. Weil beste Freundinnen manchmal doch nicht alles voneinander wissen.“