Die ganze Geschichte:
„Heute ist der allerschönste Tag“, jubelt Felix gleich
beim Aufstehen.
Felix wird nämlich eingeschult. Mit dem neuen
Dinosaurier-Ranzen. Und einer riiiesigen Zuckertüte.
Super! Schon seit Wochen fiebert Felix dem Tag
entgegen.
Heute ist es endlich soweit. Lachend hüpft
Felix aus dem Bett. Er zieht den Rolladen hoch und
erstarrt.
"Das kann doch nicht wahr sein! Draußen gießt es in
Strömen. Und das am allerschönsten Tag?"
Da kommt Mama und gibt Felix einen Morgenkuss.
„Draußen regnet es“, sagt Felix verdattert.
„Ich weiß“, antwortet Mama. „Sicher hört es gleich
auf.“
„Na klar. Du hast recht“, strahlt Felix. Und spurtet ins
Bad.
„Der Wasserboiler ist kaputt“, ruft Mama hinter ihm
her. „ Es gibt nur kaltes Wasser.“
Doch Felix steht schon unter der Dusche.
„UUUahh“, kreischt er. Eiskalt läuft das Wasser an
ihm herunter. „So eine Gemeinheit“, flucht Felix.
„Eine kalte Dusche am allerschönsten Tag.“
Bibbernd kuschelt er sich ins warme Handtuch. Vom
Waschen hat Felix erst mal genug.
„Zähne putze ich nach dem Frühstück“, beschließt er
und angelt nach seinen Lieblingssachen. Klar, dass
er die heute anzieht . An seinem Ehrentag. Schnell
schlüpft Felix in sein cooles T-Shirt mit dem
Dinosaurier und in seine neue Hose.
„Früüühstück ist feeertig“, ruft Mama.
„Klasse“. Felix flitzt ins Wohnzimmer. Bestimmt gibt
es sein Lieblingsmüsli.
Mama und Papa sitzen schon am Frühstückstisch.
Papa hat sich extra frei genommen. Um bei der
Einschulungsfeier dabei zu sein.
„Heute gibt es kein Müsli. Sondern Brote“, sagt er.
Die Milch ist sauer geworden.
„Waaas?“ Felix starrt Papa entgeistert an.
„Tja“, sagt Papa. Und trinkt einen Schluck Kaffee.
„Das passiert schon mal im Sommer.“
„Im Sommer schon“, mault Felix. „Aber nicht heute,
am allerschönsten Tag.“ Ärgerlich streicht er
Marmelade auf sein Brot. Felix nimmt einen Happen.
Er kaut und schluckt. "Hmm, Erdbeermarmelade.
Schmeckt eigentlich auch sehr gut“, stellt er fest. Und
stopft einen Riesenhappen in seinen Mund. Da
passiert es. Ein Klecks Marmelade stürzt ab. Und
landet mitten auf dem Dinosaurier. Ach, du Schreck.
Das Lieblingsshirt. So ein Pech.
„Gib mal her“, fordert Mama. „Vielleicht kann ich den
Fleck auswaschen.“
Felix zieht das Lieblingsshirt aus. Jetzt sitzt er im
Unterhemd am Tisch. Auf Marmeladenbrot hat er
keinen Appetit mehr. Es klingelt. Das muntert Felix
wieder auf. „Oma und Opa kommen!“, weiß er. Felix
flitzt zur Tür und macht auf. Da steht Opa. Ganz
allein. Ohne Oma.
„Hallo Felix“, schmunzelt er. Und geht ins
Wohnzimmer. „Wie siehst du denn aus? Willst du im
Unterhemd zur Schule gehen?“
Felix schüttelt den Kopf. „Wo ist Oma?“, ruft er
entgeistert.
Auch Mama und Papa machen erstaunte
Gesichter.
„Oma kümmert sich um unseren Hund Bello. Der hat
etwas Falsches gefressen“, bedauert Opa.
„Ach herrje“, seufzen Mama und Papa.
Felix lässt den Kopf hängen. Bello krank. Und
Einschulung ohne Oma! So eine Pleite!
„Sei nicht traurig. Wenigstens hat es aufgehört zu
regnen“, tröstet Opa .
Und Mama wedelt mit dem Lieblingsshirt. „Guck mal,
der Fleck ist kaum mehr zu sehen.“
Papa wirft einen Blick auf die Uhr. „Auf geht`s“, sagt
er. „Sonst kommen wir zu spät zur Einschulung.“
Felix muß noch Zähne putzen. Dann geht es los.
Stolz trägt Felix seinen neuen Ranzen. Und die
schwere Zuckertüte! Was da wohl drin ist? Ob die
Beule dort vielleicht der Brontosaurus ist, den Felix
sich so dringend wünscht? Felix mustert die
Ausbeulung ganz genau. Und achtet nicht auf den
Weg.
„Vorsicht“, ruft Mama. Doch zu spät. Felix stolpert
und fällt hin. Mit der Zuckertüte und den
Lieblingssachen. In eine Pfütze. Schnell hilft Papa
Felix auf die Beine.
„Au weia!“, murmelt Opa.
Und Mama ruft besorgt: „Hast du dir weh getan?“
Felix schüttelt den Kopf. „Verdammter Misttag!“,
schnieft er und zieht die Nase hoch. „Heute geht
einfach alles schief. Meine schöne Zuckertüte und
meine Lieblingssachen. Alles naß und dreckig!“
„Das kriegen wir schon wieder hin“, tröstet Papa.
„Wir müssen nach Hause“, weiß Mama. „ Felix
braucht etwas Trockenes zum Anziehen.“
Und die Zuckertüte? Die ist ein Bild des Jammers.
Felix mag gar nicht hinsehen. Niedergeschlagen
trottet er hinter seiner Familie her.
Mama trägt die Zuckertüte. Ganz vorsichtig. Als ob
sie ein rohes Ei wäre. Damit nicht noch mehr kaputt
geht. Dabei ist da nichts mehr zu retten. Zu Hause
bekommt Felix trockene Anziehsachen ohne
Dinosaurier. Papa sieht auf die Armbanduhr.
„Das schaffen wir nicht mehr pünktlich, seufzt er.
“Geht ihr schon mal zur Schule“ schlägt Mama vor.
„Ich hab hier noch zu tun“.
„Na gut“, nickt Papa und nimmt Felix fest an die
Hand. Damit er nicht noch einmal hinfällt. Und Opa
nimmt die andere Hand.
„Wie bei einem Baby“, findet Felix. Endlich kommen
sie in der Schule an. Die Feier ist fast vorbei. Gerade
werden die Klassen eingeteilt. Felix kommt in die 1c.
Zu Frau Müller. Die sieht nett aus.
„Ich zeige Euch das Klassenzimmer“, lächelt sie. Und
marschiert los.
Die Kinder folgen ihr. Sie kichern aufgeregt. Nur Felix
nicht. Er nagt an seiner Unterlippe. Und schlurft
lustlos mit. Einschulung ist blöd. Schule ist blöd. Und
das Klassenzimmer bestimmt auch. Doch da täuscht
Felix sich. Das Klassenzimmer sieht hell und
freundlich aus. Felix bekommt sogar einen Platz am
Fenster.
„Hallo, ich heiße Tim“, sagt der Junge neben ihm und
strahlt Felix an.„Und wer bist du?“
Aber Felix hat schlechte Laune.
„Geht dich gar nichts an“, zischt er unfreundlich. Und
zieht seine Stirn in Falten. „Laß mich bloß in Ruhe“,
sagt sein finsteres Gesicht“.
„Verstehe“, nickt Tim.
Von da an redet er nur noch mit dem Jungen auf
seiner anderen Seite. Natürlich ganz leise. Denn
eigentlich redet Frau Müller. Was sie sagt, bekommt
Tim nicht mit. Weil er gar nicht zuhört. Sondern
seinen finsteren Gedanken nachhängt. Plötzlich
springen alle Kinder auf.
„Ist die Schule schon aus?“, staunt Felix.
„Für heute schon“, lächelt Frau Müller. „Jetzt gehst du
zu deiner Familie. Die wartet schon im Hof auf dich..
Mit deiner Zuckertüte.“
„Wenn das wahr ist, fress` ich `nen Besen“, denkt
Felix. „Mama und Oma sind nicht da . Bello ist krank.
Und meine Zuckertüte ist kaputt.“ Lustlos stapft Felix
ins Freie.
„Huhuu Feeeelix, hiiier sind wir.“
Felix traut seinen Ohren kaum. Das ist doch... Mamas
Stimme. Das kann doch nicht ein. Oder doch?
Aufgeregt sieht Felix sich um. Jetzt entdeckt er sie.
Da steht sie. Zusammen mit Papa und Opa. In der
Hand hält sie eine rote Zuckertüte. Trocken und heil.
Nur ein bisschen verblichen.
„Herzlichen Glückwunsch zur Einschulung“, strahlt
Mama. Und legt Felix die Zuckertüte in den Arm.
„Wie bist du so schnell hierher gekommen? Und wo
hast du die Zuckertüte her?“, staunt Felix.
„Unsere Nachbarin hat mich gefahren. Und die
Zuckertüte habe ich im Keller gefunden. Es ist meine.
Mit der ich vor 30 Jahren eingeschult wurde. Jetzt
gehört sie dir.“
„Das ist aber lieb, danke“, jubelt Felix. Und es kommt
noch besser.
„Hat jemand meinen Enkel gesehen? Felix heißt er“,
sagt eine energische Stimme.“
Aber das ist ja..Oma. Mit Hundekorb.
„Da bist du ja", sagt sie und drückt Felix an sich.
"Herzlichen Glückwunsch“.
„Ist Bello wieder gesund?“, fragt Felix. Oma nickt.
„Bello geht es wieder besser“, lacht sie. Da sind wir
schnell hergefahren. Mit dem Fahrrad.
„Ach, wie herrlich.“ Die ganze Familie versammelt!
Und eine Zuckertüte hat Felix auch. Alles ist genau
so wie Frau Müller gesagt hat.
„Aber einen Besenstiel fresse ich deshalb nicht,“
lacht Felix.
„Du hast Ideen“, kichert Oma. Mach doch mal die
Zuckertüte auf. Da ist bestimmt etwas Besseres drin
als ein Besenstiel.
„Soll ich?“, fragt Felix.
„Klar“, nickt Mama. Sie hält die Tüte fest.
Felix zieht vorsichtig an der Schleife. Und bekommt
runde Augen.
„Mein Brontosaurus“, strahlt er. „Und darunter meine
Lieblingskekse. Und Schokoladenbonbons.“
Felix schnappt sich den Brontosaurus und tanzt
aufgeregt herum.
„Der sieht aber schön aus.“ Es ist Timmi. Sein neuer
Banknachbar. Er hat einen Triceratops in der Hand.
„Magst du auch Dinosaurier?“ staunt Felix.
Timmi nickt. „Und wie. Genau so gerne wie
Gummibärchen.“ Timmi greift in seine Zuckertüte.
Und hält Felix ein Bärchen unter die Nase. "Willst
du?"
„Nur, wenn du einen Schokoladenbonbon von mir
nimmst“, fordert Felix.
„Mach ich“, strahlt Timmi.
Gemeinsam plündern Felix und Timmi ihre
Zuckertüten. Und dann spielen sie. Auf dem Hof mit
den Dinosauriern. Während die Erwachsenen sich
unterhalten.
„Wer hätte das gedacht“, lacht Felix glücklich. „Jetzt
ist es doch noch der allerschönste Tag geworden.“
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