Die ganze Geschichte:
Theo wagte es kaum, an das zu denken, was in seinem Ranzen saß. Das war zu gruselig, nämlich eine echte Monsterspinne. Nicht dass Theo feige war, aber dieses Exemplar war eindeutig eine Nummer zu groß für ihn. Dennoch hatte er es fertiggebracht, das Ungeheuer in ein Glas zu lotsen. Und das verschlossene Gefäß in seinen Ranzen zu stecken.
Die anderen würden Augen machen, wenn er die Monsterspinne klammheimlich in der Schule freiließ. Die ängstliche Ella würde kreischend auf einen Stuhl springen und die Klasse und Aufruhr versetzen. Der Unterricht würde ausfallen in der 3b. Theo kicherte bei dem Gedanken. „Das Beste daran: niemand würde darauf kommen, dass er dafür verantwortlich war.“
Nun galt es nur noch, die Spinne sicher ins Klassenzimmer zu bringen. Anders als sonst hüpfte Theo nicht herum, sondern ging langsam und vorsichtig. Daher war er spät dran. Frau Müller schloss bereits das Klassenzimmer auf, als Theo endlich ankam.
In letzter Minute kam auch Elias angerannt. „Rums!“, machte es, als der eilige Elias in Theo hineinkrachte.
Theo fiel der Länge nach hin. Sein Ranzen machte eine Bruchlandung unmittelbar neben ihn. Dabei sprang er auf. Und Theo fand sich auf dem Boden wieder - inmitten seiner Habseligkeiten.
Ausgerechnet Ella half dabei, alles einzusammeln. Ahnungslos hielt sie Theo das Spinnengefäß entgegen. Der Deckel war abgegangen. „Nichts passiert, alles ganz geblieben“, lächelte Ella ahnungslos, als sie Theo das leere Glas überreichte.
Theo wurde bleich vor Schreck. Blitzschnell kam er wieder auf die Beine. Von wegen „nichts passiert“. Die Spinne MUSSTE irgendwo sein. Vielleicht in seiner Kleidung? Sein Arm kribbelte verdächtig. „Ihgitt!“, schrie Theo. Panisch riss er sich die Jacke vom Leib und schleuderte sie von sich. Gleich danach kribbelte seine Wade. Theo konnte gar nicht schnell genug, die Schuhe und Strümpfe ausziehen und ins Klassenzimmer werfen.
Es sah aus, als habe er den Verstand verloren. „Alles in Ordnung mit dir?“, staunte Ella. Die anderen machten ebenfalls große Augen und kicherten. Was war bloß los mit Theo?
Frau Müller lotste Theo in Richtung Ruheraum. „Hier für dich“, sagte sie und reichte Theo ein Glas Wasser.
Theos Augen weiteten sich vor Entsetzen. Es war ausgerechnet das Glas, in dem vor kurzem noch die Monsterspinne gesessen hatte. Unmöglich, daraus zu trinken! „Nein danke“, stammelte er daher und war froh, als Frau Müller das Glas wieder mitnahm, als sie ins Klassenzimmer zurückging. Und Theo alleine zurückließ.
„Wenn du so weit bist, kannst du dich auf deinen Platz setzen“, rief Frau Müller und begann mit dem Unterricht.
Im selben Augenblick entdeckte Theo die Monsterspinne. Das durfte echt nicht wahr sein! Sie hatte sich ausgerechnet in den Türrahmen des Ruheraums geflüchtet und schnitt ihm den Weg zum Kassenzimmer der 3b ab. Theo Blick klebte förmlich an der Spinne. Zu blöd, dass er das Glas abgelehnt hatte. Damit hätte er sie wieder einfangen können.
Da steckte Ella den Kopf zur Tür hinein. „Du bist so still“, sagte sie besorgt. „Stimmt was nicht?“
Theo nickte. „Über dir sitzt eine riesige Spinne“, platzte er heraus.
Ella schaute noch oben. „Tatsächlich!“, sagte sie. „Davor brauchst du aber keine Angst zu haben.“ Behutsam nahm sie die Spinne in ihre hohle Hand. Mit der anderen Hand öffnete sie das Fenster und entließ die Spinne ins Freie.
„Du bist supermutig“, staunte Theo.
Ella lächelte stolz. „Komm“, sagte sie. „Wir gehen zurück zu den anderen.“
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